opfer täter opfer
opferhüpfen
eine installation
von micul dejun & stephan franck
7.-18.februar 2011
Die
Installation stellt keine Opfer infrage und fordert auch keine Täter
heraus, setzt sich aber mit der Traumatisierung der Menschen, unabhängig
von einer Kategorisierung des Opfer-Täter-Verhältnisses auseinander.
Denn jede Traumatisierung hat ihren Ursprung im Verhältnis von
erlittener wie auch ausgeübter Gewalt.
Das
Ergebnis von jedweder Gewalterfahrung impliziert dabei zunächst keine
politische oder moralische Wertung bzw. Schuldzuweisung. Daher will die
Installation opfer täter opfer opferhüpfen die Selbstinszenierung in Betracht ziehen.
Die
aktive (Be-)Nutzung der Installation, die untersagt ist, erfährt durch
diese selbst einen performativen Charakter und löst die Kategorisierung
des allgemeinen Opfer-Täter-Verhältnisses (Zuschreibung) auf. Während
dieses Prozesses, dem Opferhüpfen, werden verschiede Rollen zugewiesen
und ausgelebt.
Ein
aktives Opferhüpfen ist nur möglich, wenn man sich einer bedingten
Rollenzuschreibung entzieht und zugleich den Hinweis ‚Betreten verboten‘
ignoriert.
Opfer
und Täter beziehen sich so in der Tat immer aufeinander. Die
gleichzeitige Fremd- und Eigenwahrnehmung wird ineinander verschoben und
erscheint für den Betrachter und den Benutzer unscharf, sodass
potenzielle Opfer und Täter in ihren Positionen selbst variieren. So
kann jedem aktiven (Be-)Nutzer und/oder passiven Betrachter potenziell
eine Rolle zugeschrieben werden, die sich womöglich einer
konventionellen Opfer-Täter-Wertung entzieht.
Ein
Identitäten-Transfer findet statt und führt zur möglichen Revision des
bisher Erlebten und Gedachten, beeinflusst die Erinnerung, verändert die
einzelnen Geschichten. Instrumentalisiert wird so aus der Häufung, der
sich scheinbar gleichenden Individualgeschichten, eine Geschichte
kollektiv dargestellt.
In
das kommunikative Gedächtnis wird eingegriffen, Sinne werden verdreht,
Sinne, wie sie auch in der Installation durch die aktive (Be-)Nutzung
außer Kraft gesetzt werden können.
Das
soziale Umfeld der Opfer und Täter kann aufgrund seiner geltenden
Normen diesen Eingriff beschleunigen und auch intensivieren, wenn
bestimmte Zuweisungsmechanismen greifen oder aber ihre Geltung
verlieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen