Mittwoch, 23. Februar 2011

opferhüpfen

opfer täter opfer
opferhüpfen
eine installation
von micul dejun & stephan franck
7.-18.februar 2011


Die Installation stellt keine Opfer infrage und fordert auch keine Täter heraus, setzt sich aber mit der Traumatisierung der Menschen, unabhängig von einer Kategorisierung des Opfer-Täter-Verhältnisses auseinander. Denn jede Traumatisierung hat ihren Ursprung im Verhältnis von erlittener wie auch ausgeübter Gewalt.
Das Ergebnis von jedweder Gewalterfahrung impliziert dabei zunächst keine politische oder moralische Wertung bzw. Schuldzuweisung. Daher will die Installation opfer täter opfer opferhüpfen die Selbstinszenierung in Betracht ziehen.
Die aktive (Be-)Nutzung der Installation, die untersagt ist, erfährt durch diese selbst einen performativen Charakter und löst die Kategorisierung des allgemeinen Opfer-Täter-Verhältnisses (Zuschreibung) auf. Während dieses Prozesses, dem Opferhüpfen, werden verschiede Rollen zugewiesen und ausgelebt.

Ein aktives Opferhüpfen ist nur möglich, wenn man sich einer bedingten Rollenzuschreibung entzieht und zugleich den Hinweis ‚Betreten verboten‘ ignoriert.
Opfer und Täter beziehen sich so in der Tat immer aufeinander. Die gleichzeitige Fremd- und Eigenwahrnehmung wird ineinander verschoben und erscheint für den Betrachter und den Benutzer unscharf, sodass potenzielle Opfer und Täter in ihren Positionen selbst variieren. So kann jedem aktiven (Be-)Nutzer und/oder passiven Betrachter potenziell eine Rolle zugeschrieben werden, die sich womöglich einer konventionellen Opfer-Täter-Wertung entzieht.
Ein Identitäten-Transfer findet statt und führt zur möglichen Revision des bisher Erlebten und Gedachten, beeinflusst die Erinnerung, verändert die einzelnen Geschichten. Instrumentalisiert wird so aus der Häufung, der sich scheinbar gleichenden Individualgeschichten, eine Geschichte kollektiv dargestellt.
In das kommunikative Gedächtnis wird eingegriffen, Sinne werden verdreht, Sinne, wie sie auch in der Installation durch die aktive (Be-)Nutzung außer Kraft gesetzt werden können.
Das soziale Umfeld der Opfer und Täter kann aufgrund seiner geltenden Normen diesen Eingriff beschleunigen und auch intensivieren, wenn bestimmte Zuweisungsmechanismen greifen oder aber ihre Geltung verlieren.
 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen