Doppeldenk ist
nicht nur ein Neologismus, der aus dem 1947 entstandenen Roman 1984 entstammt. Marcel Baer und Andreas
Glauch benutzen diesen Begriff vielmehr als Topos für ihre offensiven Arbeiten,
die sich auf den ersten Blick mit ihren unkonventionellen Neonfarben der Pop-
und Subkultur bedienen und dadurch eine gewisse Vertrautheit evozieren. Auf den
zweiten Blick offenbart sich jedoch eine weitere, eine subversive Lesart. Doppeldenk nutzt die suggestive Kraft
vorhandener Symbole, die in ihrem Œuvre meist als Piktogramme oder
idealisierte Character dargestellt
werden. Im Triptychon Vanitas Vanitatum
erfolgt eine Art ästhetische Nivellierung, indem dort verfremdete Zeichen oder Motive
in ihrer Bedeutung scheinbar gleichwertig angeordnet werden. Jedoch wohnt in
dieser Komposition jene Kraft der Manipulation inne, die dem Leser in Orwells
Roman mit voller Kraft entgegenschlägt und die für die heutige, an den
massenkulturellen Konsum gekoppelte, Gesellschaft und ihren Erfahrungen
durchaus relevante Elemente der Täuschung und der mehrschichtigen Denkweisen
bereithält. Symbole werden, wie das Wort Revolution, umgedeutet,
zweckentfremdet und erfahren im Kontext derzeitiger Distributionsverhältnisse
eine Sinnentleerung. Dementsprechend nutzt die Künstlergruppe Doppeldenk Strategien des Scheins und deren
Indifferenzen und fordert - in Manier einer Vanitasdarstellung - eine erhöhte Aufmerksamkeit des Betrachters. Ihm
fällt letztendlich auch die Rolle zu inne zu halten und Lesbarkeiten von
Symbolen und ihren kulturell gewachsenen Inhalten aufzudecken und vor allem zu
hinterfragen.
schoenes ding - gruesse aus meschiko
AntwortenLöschen